Authentisch bleiben: Wie ich meine Werte in mein Business integriert habe

Von der Angestellten zur selbstständigen Köchin – ein Weg voller Learnings
Wenn ich heute zurückblicke auf meinen Weg von der Angestellten zur Gründerin von Schlicht Vegan, dann erkenne ich: Die größte Herausforderung war nicht das Kochen, nicht die Buchhaltung, das Personalmanagement und auch nicht die ersten Kunden zu finden. Es war herauszufinden, wie ich authentisch bleiben kann, während ich ein Business aufbaue.
Der Wendepunkt: Vom Restaurant zum bewussten Unternehmertum
2022 eröffnete ich mein Restaurant im 16. Bezirk – voller Energie und mit dem Traum, Menschen für die vegane Küche zu begeistern. Doch schnell merkte ich: 24/7 arbeiten, keine Pausen, kein Privatleben – das war nicht das, was ich wollte. Meine Gesundheit litt, meine Beziehung litt, und ironischerweise entfernte ich mich immer weiter von dem, wofür ich eigentlich stand.
Die zwei Bandscheibenvorfälle waren ein Weckruf. Als ich Ende 2024 das Restaurant verkaufte und zu den Kochkursen und Coaching wechselte, stellte ich mir die Frage: Wie kann ich ein Business führen, das wirklich zu mir passt?
Meine Werte als Fundament
1. Authentizität vor Perfektion
Statt perfekte Instagram-Posts zu kreieren, teile ich auch meine Küchenpatzer. Statt mich als unfehlbare Expertin zu präsentieren, zeige ich, dass auch ich mal Zwiebeln anbrennen lasse. Meine Community liebt genau das – die Ehrlichkeit, die Realität, das Menschliche.
2. Nachhaltigkeit als Lebensstil, nicht als Marketing-Tool
Meine Zutaten werden teilweise selbst angebaut oder kaufe ich regional und saisonal ein – nicht weil es gut für die Marke ist, sondern weil es meiner Überzeugung entspricht. Ich arbeite mit kleinen österreichischen Betrieben, kaufe ohne Verpackung ein, wo es geht. Das kostet mehr Zeit und manchmal auch mehr Geld, aber es fühlt sich richtig an.
3. Work-Life-Balance als Non-Negotiable
Heute arbeite ich mit maximal 6 Teilnehmer pro Kochkurs – nicht weil ich nicht mehr schaffen könnte, sondern weil ich jedem die Aufmerksamkeit geben möchte, die er verdient. Und weil ich abends Zeit für mich, meinen Mann und meine Spaziergänge brauche.
Die praktische Umsetzung
In meinen Kochkursen bedeutet das: Ich erkläre nicht nur Rezepte, sondern auch, warum ich bestimmte Zutaten wähle. Ich teile meine Geschichte, meine Fehler, meine Learnings. Die Teilnehmer bekommen nicht nur Rezepte mit nach Hause, sondern auch ein Stück Authentizität.
Auf Social Media heißt das: Ich polarisiere bewusst. Ich spreche Themen an, die mir wichtig sind – auch wenn nicht jeder zustimmt. Meine Reels über Vegan-Klischees haben teilweise über 300.000 Views, weil sie echt sind, nicht perfekt inszeniert.
In der Preisgestaltung bedeutet das: Ich kalkuliere fair – für mich und meine Kunden. Ich verkaufe nicht unter Wert, nur um mehr Buchungen zu bekommen. Qualität hat ihren Preis, und wer meine Werte teilt, ist bereit, diesen zu zahlen.
Die Herausforderungen
Ehrlich gesagt: Es ist nicht immer einfach. Manchmal denke ich, ich könnte mehr Geld verdienen, wenn ich Kompromisse eingehen würde. Größere Gruppen, billigere Zutaten, mehr Marketing-Gerede statt echter Inhalte.
Aber dann erinnere ich mich daran, warum ich diesen Weg gewählt habe. An die Teilnehmerin, die mir schreibt, dass sie seit dem Kochkurs jeden Tag vegan kocht. An die Instagram-Followerin, die sagt, meine ehrliche Art hätte ihr geholfen, ihre Angst vor dem veganen Kochen zu überwinden.
Mein Learning: Werte sind kein Luxus
Werte in das Business zu integrieren ist kein Nice-to-have für erfolgreiche Unternehmer – es ist die Basis für nachhaltigen Erfolg. Kunden spüren Authentizität. Sie merken, ob du nur verkaufen willst oder ob du wirklich hinter dem stehst, was du tust.
Mein Rat an alle, die gerade ihr Business aufbauen oder überdenken: Definiere deine Werte klar und lass sie deine Entscheidungen leiten. Auch wenn es manchmal der schwierigere Weg ist – er ist der richtige.