Wenn vegane Kochkurse schiefgehen: Meine Erfahrung und warum es anders geht

Oder: Warum ich nach einem "veganen" Kochkurs noch überzeugter von meiner Mission bin
Der Schock am Anfang
"Seid ihr euch sicher, dass ihr euch für den richtigen Kurs angemeldet habt? Das hier ist nämlich vegan!" – so wurden wir zu Beginn eines Kochkurses in einem bekannten Wiener Lokal "begrüßt". Was als Scherz gemeint war, entpuppte sich als Vorgeschmack auf drei Stunden voller Vorurteile und Halbwahrheiten.
Chaos statt Kocherlebnis
Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass unser Kochkurs nur ein Nebenprogramm war. Direkt im Anschluss sollte der nächste Kurs starten (ein Fischkurs), während unseres Kurses bereiteten Mitarbeiter zwischen uns auf derselben Arbeitsfläche ein Gericht für einen Videodreh vor. Das Irritierendste aber: Die Mitarbeiter fragten den Koch immer wieder Sachen, unterbrachen ihn zeitweise mitten in seinen Erklärungen.
War das jetzt ein Kochkurs oder nur "so ein Ding nebenbei"? Als zahlende Teilnehmerin fühlte ich mich jedenfalls nicht wie der Fokus des Nachmittags. Von Lernatmosphäre keine Spur – eher wie in einer hektischen Vorbereitungsküche, in der wir zufällig dabei stehen durften.
Mythen, die mich sprachlos machten
"Es gibt so gut wie keine Bio-Produkte im veganen Sektor" – eine Aussage, die mich als Köchin, die täglich mit regionalen Bio-Produzenten arbeitet, fassungslos machte. Klar, wenn man nur Großgebinde beim Metro bestellt statt bewusst einzukaufen, mag das stimmen. Aber die Realität sieht anders aus: Österreich hat eine unglaubliche Vielfalt an Bio-Gemüse, Hülsenfrüchten und pflanzlichen Produkten!
"Vegane Knödel kann man nicht kochen, nur dämpfen, weil sie nicht halten" – während ich innerlich an mein Kochbuch "Schlicht Vegan Wirtshausedition" dachte, in dem mehrere Knödelrezepte stehen. Knödel, die ich in meinem Restaurant gekocht und in meinen Workshops erfolgreich vermittelt habe. Ohne ein einziges Leinsamenei übrigens.
"Veganer brauchen viel Öl und können davon nicht dick werden" – eine gefährliche Halbwahrheit, die zeigt, wie wenig Ahnung von ausgewogener pflanzlicher Ernährung vorhanden war.
Zuschauen statt mitmachen
Das Schlimmste aber war: Wir durften praktisch nichts selbst machen. Während der "Experte" kochte, standen wir in der Mitte und durften gelegentlich eine Zwiebel schneiden oder umrühren. Für einen Kochkurs, bei dem man lernen möchte, ist das frustrierend.
Das Menü bestand auch aus Fertigprodukten: vegane Blutwurst für ein "Blunzengröstl", ein fertiges "Steak" aus der Packung. Dafür Geld zu bezahlen, fühlte sich wie Betrug an.
Der eine Lichtblick
Ein Gericht hat mich begeistert: Jakobsmuscheln aus Kräuterseitlingen mit Teriyaki-Soße. Kreativ, geschmackvoll, selbstgemacht! Natürlich war das das einzige Rezept, das uns später nicht zugeschickt wurde.
Der Schokokuchen zum Abschluss war – Zitat der anderen Teilnehmer – "nicht genießbar". Ein trauriger Schlusspunkt.
Warum das so schade ist
Diese Erfahrung zeigt, warum viele Menschen denken, vegane Küche sei kompliziert, geschmacklos oder funktioniere nicht. Wenn "Experten" ohne echte Ahnung von pflanzlicher Küche solche Kurse in Fließbandmanier abhalten, werden Interessierte entmutigt und Vorurteile verstärkt.
Wie es richtig geht
In meinen Kochkursen läuft das komplett anders:
Persönliche Atmosphäre: Maximal 6 TeilnehmerInnen, volle Aufmerksamkeit für euch
Hands-on statt Zuschauen: Ihr arbeitet in kleinen Teams oder alleine an euren Gerichten
Echtes Wissen: Ich erkläre, warum Rezepte funktionieren und wie ihr sie anpassen könnt
Frische Zutaten: Keine Fertigprodukte, sondern traditionelle österreichische Küche neu interpretiert
Ehrliche Beratung: Fakten statt Mythen über vegane Ernährung
Meine Mission
Genau solche Erfahrungen bestärken mich in meiner Mission: Zu zeigen, dass vegane Küche vielfältig, geschmackvoll und unkompliziert ist. Dass man keine Fertigprodukte braucht, um großartig vegan zu kochen. Und dass Knödel sehr wohl halten – auch ohne Leinsamenei!